Die 33. Ausgabe vom Festival „Nordischer Klang“ bringt vom 3.-12. Mai ein ausgesuchtes Kulturprogramm aus den nordeuropäischen Ländern nach Greifswald. Mit diesjährigem Schwerpunkt auf Estland werden in den Festivaltagen die Länder Estland, Finnland, Norwegen, Dänemark, Schweden und Island kulturell vertreten sein. Während der Name so akustisch anmutet, ist der Nordische Klang doch ein umfassendes Mehrsparten-Festival. In diesem Sinne bietet das Festival zwar eine breite Auswahl an Musik, aber darüber hinaus Ausstellungen, Erzähl- und Leseformate, Vorträge, wissenschaftliche Veranstaltungen und Filme und spricht mit seinem Programm kulturell interessierte Erwachsene wie auch Kinder unter dem Stichwort „Kinderklang“ vielseitig an.
Ein besonderer Themenbereich ist in diesem Jahr die Auseinandersetzung mit dem 250. Geburtstag des Malers Caspar David Friedrich, dem in seiner Rolle als Greifswald-geborenen, in Kopenhagen ausgebildeten „Ostseemaler“ (Clemens Räthel, Produzent und Festivalleitung) das Festival eine Reihe von Programmpunkten widmet. Neben zwei Konzerten von den vier Musikschulen der Greifswalder Ostseepartnerstädte stehen Vorträge und Führungen im Programm. Ein besonderes Highlight wird die Uraufführung des Projekts „Ach, Caspar!“ sein; einer aufwändigen, gemäldeinspirierten literarisch-musikalischen Eigenproduktion des Festivals, in der sich neue Texte nordeuropäischer und deutscher AutorInnen über Bilder des Malers mit Musik zu einer Performance treffen.
Musikalisch reicht die Bandbreite vom großen Orchester der Enstonian Sinfonietta, das im Dom auftritt, und einem a-capella Mini-Chor (Greip, EST) über Soul- und Jazz-Bands (Rita Ray, EST/ Maja Mannila Trio, FIN / Rahel Talts Quartett) bis hin zu global geprägten Grooves (Kalaha, DK), Singer-Songwriter (Haldi, EST/ Johanna Seim, NO) und folkigen Klängen (Symbio, SE) oder fluffigem Disco-Sound (Svømmebasseng, NO). Während das Festival häufig Deutschland-Debuts präsentiert, haben doch einige der KünstlerInnen hierzulande schon durch erste Auftritte oder Tourneen Fuß gefasst. Sicherlich dürfte für jeden Geschmack etwas Neues dabei sein, liebevoll ausgesucht und hörenswert sind durchweg alle.
Die Ausstellungen, Filme und Lesungen sind ebenso mit Bedacht gewählte Kleinode, die entweder thematisch mit den Ländern Nordeuropas zu tun haben oder dort aktuell beliebt und bekannt sind, meistens ist beides der Fall. So seien aus dem Filmprogramm beispielhaft der bereits ausgezeichnete estnische Film „Smoke Sauna Sisterhood“ über Begegnungen in der finnischen Rauchsauna und die mit Mads Mikkelsen starbesetzte dänische Großproduktion „King‘s Land“ genannt. Das literaturwissenschaftliche Symposium des Festivals widmet sich Fragen nach Grenzen und deren Überquerungen, nach Flucht und Krieg. Insgesamt kann als Kernmotivation des Festivalteams von der Uni Greifswald hervorgehoben werden, einen fruchtbaren Austausch zwischen Kunst, Musik und Wissenschaft zu schaffen.
Die gemeinsame Schirmherrschaft teilen sich in diesem Jahr Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und die Kulturministerin des Schirmherrenlandes Estland, Heidy Purga. Zur Eröffnung am 3. Mai in der Greifswalder Stadthalle haben sich zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Gesellschaft und Diplomatie angekündigt. Die Botschafterin der Republik Estland Marika Linntam wird auf ihrem ersten MV-Besuch das Festival feierlich eröffnen.
Organisatorisch ist das Festival so gestaltet, dass man die Möglichkeit hat, jede Veranstaltung wahrzunehmen, da es keine Überschneidungen gibt. Der festivaleigene Anspruch ans Programm erfüllt sich in jedem Fall: „Originalität, Virtuosität, Phantasie, Live-Präsenz, Unterhaltungsappeal und Wagemut sind die Kriterien für das Programm, das in jeder Veranstaltung generationenübergreifend ein breites Publikum ansprechen möchte.“ Man kann also getrost einen zehntägigen Greifswald-Aufenthalt andenken, sollte man über Himmelfahrt noch nichts anderes vorhaben und nicht ohnehin in der Stadt leben.
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