Manche denken vielleicht, dass die Schweden mit ihrem Surströmming, etwa gegärtem Hering, extrem genug sind. Die Isländer sind jedoch möglicherweise etwas schlimmer. Wie hören sich verfaulter Haifisch, Schafskopf oder Schaftestikeln an? Alles mit großen Mengen „Brennivín“, ein isländischer Schnaps auch als ‚Schwarzer Tod’ bekannt, runtergespült.
Während des Winterfests Þorrablót im Januar und Februar, wenn der alte nordische Monat þorri einfällt, wird häufig traditionelles isländisches Essen, Þorramatur, gegessen. þorri war der vierte Wintermonat im alten isländischen Kalender und heißt für die Isländer, dass sie halbwegs durch den Winter gekommen sind. Grund genug um zu feiern. Þorrablót, das Winterfest, war ursprünglich eine heidnische Tradition, die in dem 19. Jahrhundert auf dem Land wieder aufgenommen wurde. Mit der Urbanisierung im 20. Jahrhundert auf Island kam das traurige Gefühl die alten Traditionen zu verlieren. In diesem nostalgischen Geist fing das isländische Restaurant Naustið, in Reykjavík, im Jahre 1958 an, Þorramatur anzubieten. Früher war das traditionelle Essen auf dem Land gewöhnlich, bis es Ende der 50er Jahre jedoch immer mehr in Vergessenheit geriet.
Die Initiative des Restaurants wurde zu einem großen Erfolg und mehrere Restaurants kopierten bald das Konzept. Alles trotz der Tatsache, dass Manche das Essen als ein wenig widerlich bezeichnen. Oft wird Þorramatur als Büfett serviert. Auf Tellern aus Holz im alten Stil liegt eine Vielzahl von traditionellen Gerichten wie zum Beispiel Svið – Schafskopf. Der halbierte Kopf vierliert sein Fell durch Abbrennen und wird danach, ohne Gehirn, im heißen Wasser gekocht. Das Auge gilt als die besondere Delikatesse des Gerichts.
Island ist bekanntlich eine Insel, weshalb selbstverständlich auch Meeresfrüchte auf dem Þorramatur-Tisch vorkommen. Nicht in der Form, die man sich vielleicht vorstellt. Es wird nämlich fermentierter Hákarl serviert: verfaulter Grönlandshai. Der Haifisch ist eigentlich giftig und ist nur aufgrund der Fermentierung essbar. Er riecht nach Ammoniak und hat einen ganz besonderen, starken Geschmack.
Um das starke Aroma des verfaulten Haifischs zu maskieren, wird oft dazu Brennivín getrunken, ein isländischer Schnaps, der dem skandinavischen Aquavit ähnlich ist. Das Getränk, welches beim Winterfest Þorrablót eine lange Tradition hat, wird aus gegärten Kartoffeln hergestellt und mit Kümmel aromatisiert.
Um nicht unfair zu sein: die Isländer essen beim Þorramatur nicht nur fermentiertes Essen. Blutwurst, Leberwurst, verschiedene Brote, Schweinesülze, Seehundflossen und Rübenmus werden normalerweise auch beim Büfett angeboten.
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