Die Finnen sind fleißige Leser. Dies ist vor allem auf das umfassende und kostenlose Bibliotheksnetz zurückzuführen. Die Fakten sprechen für sich: Durchschnittlich leiht jeder Finne 19 Bücher im Jahr aus. Auch die Schriftsteller profitieren vom Bibliotheksnetz, da Bibliotheksstipendien eine wichtige Einnahmequelle für viele finnische Schriftsteller darstellt.
Das Interesse für Bücher wird den Finnen in die Wiege gelegt; laut einer Umfrage des Statistischen Zentralamt in Finnland lesen etwa 70% der Eltern in Finnland ihren Kindern regelmäßig vor. So wissen die Kinder von Anfang an das Lesen zu schätzen und können laut den PISA-Studien der letzten Jahre daher auch sehr gute Leseleistungen in der Schule vorweisen. Beliebte Kinderbücher sind in Finnland unter anderem die Geschichten über die Mumins von Tove Jansson, die mit Übersetzungen in zahlreiche Sprachen auch international bekannt wurde. Eine weitere weltweit bekannte Autorin ist die in Jyväskylä geborene Sofi Oksanen. Ihren internationalen Durchbruch erzielte sie mit dem Buch "Puhdistus" (deutsch: "Fegefeuer") aus dem Jahr 2010, welches in über 50 verschiedene Sprachen übersetzt wurde. Es handelt von einem jungen Mädchen, dass bei einer älteren Frau Schutz vor ihren Zuhältern sucht und dabei sowohl sich selbst als auch die Frau in Gefahr bringt. Die amerikanischen Medien bezeichneten Oksanen nach der Veröffentlichung des Buches als „literarisches Phänomen“. Sie gewann zahlreiche Auszeichnungen für diesen Roman, unter anderen den Literaturpreis des Nordischen Rates 2010 und den Nordischen Preis der Schwedischen Akademie 2013.
Überraschend ist, dass belletristische Werke unter den Finnen immer noch sehr beliebt sind. Laut der Untersuchung „Finnland liest“ aus dem Jahr 2008 kaufen ca. 16% der Finnen mehr als zehn Bücher pro Jahr. Obwohl es viele Wettbewerber im Kampf um die Gunst der Leser gibt, so hat sich der Absatz belletristischer Werke in den letzten Jahren kaum verringert. In der Untersuchung von 2010 sieht man erstmals einen Knick im Verkauf belletristischer Werke. Dennoch liegt die Verkaufsrate auch bei über 10% und ist somit immer noch hoch. Obwohl sich auch in Finnland der Markt der Taschenbücher vergrößert hat, ist das Buch dennoch ein beliebtes Geschenk geblieben. Über das Thema Literatur wird in Finnland über soziale Meiden, Literaturblogs und Lesezirkel auch viel geschrieben und kommentiert, sodass die Literatur nicht nur das reine Lesen bleibt, sondern zu einem Gesprächsthema in der Gesellschaft wird. Die Branche hat sich aus beruflicher Sicht in den letzten Jahren deutlich gewandelt. In den vergangenen Jahren haben sich in Finnland viele neue professionelle Kleinverlage gegründet, die sich auf belletristische Werke und Sachbücher von finnischen Autoren spezialisiert haben. Sie veröffentlichen auch eine kleinere Anzahl von Übersetzungen dieser Bücher. Durch globale Entwicklungen in der Bücher- und Verlagsbranche haben sich auch sogenannte Literaturagenten etabliert, die sich ausschließlich um den Verkauf von Übersetzungsrechten auf internationaler Ebene kümmern. In Finnland wurde somit ein größerer Fokus auf die Übersetzungsausbildung und die Verkaufstätigkeit gelegt, sodass heute ca. 200 Büchertitel in knapp 40 Sprachen übersetzt werden. Neben Publikationen in Deutschland, Schweden und Estland werden auch viele finnische Bücher ins Japanische übersetzt. Finnland hat sich in der Literatur durch die Bemühungen in den vergangenen Jahren und auch durch die Leidenschaft zu Büchern einen Namen in der Literatur verschafft und feiert jedes Jahr internationale Erfolge.
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