Ruben Östlund ist ein mehrfach preisgekrönter schwedischer Filmemacher und Regisseur. Im Jahr 2022 wurde er erneut mit einer Goldene Palme ausgezeichnet – dieses Mal für den Film “Triangel of Sadness”. Der Film ist sein erster durchweg englischsprachiger Film und hat eine globale Perspektive, in dem der Regisseur die Klassenunterschiede und Geschlechterrollen beleuchten möchte.
Der Titel ist ein Begriff aus der plastischen Chirurgie; gemeint ist die Zone auf der Stirn, wo sich Sorgen- und Zornesfalte treffen. Aber Ruben Östlund sagte, er hat auch an die Gesellschaftspyramide gedacht und er interessiert sich ebenso für Soziologie. Der Ausdruck erscheint nur einmal im Film, als ein junger Mann bei einem Modellcasting gebeten wird, seine “triangel of sadness” zu glätten.
Im Film folgen wir dem Liebespaar Carl und Yaya, die beide als Model arbeiten. Yaya ist älter und in dieser Branche sind die Geschlechterrollen umgekehrt; Frauen verdienen mehr als Männer. Damit gerät das Gleichgewicht der Beziehung in Schieflage, und der Streit darüber, wer die Restaurantrechnung bezahlen soll, scheint unvermeidbar zu sein.
Die Grundidee des Films dreht sich um Schönheit als Kapital. Ruben Östlund meint, dass neben Geld und Bildung Schönheit eine der Währungen ist, mit denen man sich in Hierarchien positionieren kann, und Schönheit hat großen Einfluss auf Gruppendynamiken.
Im zweiten Teil des Films befindet sich das Paar auf einer Luxusjacht mit einer bunten Mischung von reichen Menschen, die ihr Geld auf verschiedene Weise verdient haben. Der Kapitän des Schiffs ist Marxist, bezeichnet sich jedoch auch als “amerikanischer Kommunist”. Es gibt auch einen russischen Kapitalisten unter den Gästen, der durch Verkauf von Düngemitteln reich geworden ist. An dem Abend, an dem das Kapitänsdinner stattfindet, tobt ein Sturm und plötzlich befinden wir uns in der mittlerweile berühmt-berüchtigen “Kotzszene.” Es wird nicht besser, als die überlasteten Sanitäranlagen explodieren und schließlich die Jacht Schiffbruch erleidet.
Im dritten und letzten Teil des Films sind die Überlebenden des Schiffsunglücks auf einer einsamen Insel gestrandet, und hier sind plötzlich die Rollen umgekehrt worden. Wer fischt und Feuer machen kann, ist jetzt an der Spitze der Pyramide. Abigail eine philippinische Frau, die als Putzfrau auf der Jacht gearbeitet hat, tritt nun in den Vordergrund. Schönheit ist nicht länger ein tragfähiges Kapital. Abigail, die zur “Kapitänin” der Insel ernannt wurde, nimmt das Heft in die Hand, sie zeigt den Reichen, wie abhängig sie von ihr sind – sie ist eine Matriarchin geworden.
Der Film hat eine ganz andere Dynamik als andere so genannte “Katastrophenfilme”. Östlunds Ziel ist es, ein soziologisches Experiment vorzustellen, um zu untersuchen, wie sich die Hierarchien in der neuen Umgebung verändern und verwandeln. Ursprünglich war die Figur von Abigail als ein Mann gedacht, aber als jemand Östlund vorgeschlagen hat, diese Person zu einer Frau zu machen, hat er gedacht: Ja natürlich!
Diese Veränderung hat die Dynamik der Handlung noch interessanter gemacht. Es geht um Klassenunterschiede und Geschlechterrollen im Zeitalter die Globalisierung.
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