Wir Deutschen verstehen uns oftmals als die größte Autofahrer- und Autobauernation weltweit, in Wahrheit gibt es jedoch noch ein anderes Volk mit einem ganz besonderen Hang zum eisernen Gestüt: die Färinger!
Die Färöer Inseln, eine Nation mit mehr Schafen als Einwohnern, ist eigentlich nicht der ideale Ort zum Autofahren. Mit einem Cabriole und offenem Verdeck macht man sich hier vermutlich eher zum Affen.
Das Land besteht aus 18 Inseln, die Landschaft ist zerklüftet und das Wetter oft stürmisch. Es fahren keine Straßenbahnen, keine Züge – nur Busse befördern Gäste von Insel zu Insel. Umso wichtiger ist es den Färingern mobil zu sein, das Mittel der Wahl ist hier natürlich das Auto.
Der färöische Sozial-Anthropologe Firouz Gaini hat sich in seiner Doktorarbeit intensiv mit der Jugendszene auf den Färöern beschäftigt und gewährt damit spannende Einblicke in die Kultur (mehr dazu hier auf Englisch nachlesbar).
Ein altes färöisches Sprichwort besagt: “Ein Mann ohne Boot ist
ein Mann ohne Freiheit.”
In der Vergangenheit war das Erstehen eines eigenen Boots ein Meilenstein im Leben eines färöischen Mannes; die Bedeutung der Fischerei hat im Zuge der Industrialisierung natürlich auch auf den Färöern abgenommen.
Dementsprechend gab es einen Paradigmenwechsel unter jungen Färingern und das erste eigene Auto ersetzte das erste eigene Boot, ein wesentlicher Meilenstein des Erwachsenwerdens.
In den 70ern und 80ern hat der Besitz von PKWs pro Haushalt auf den Färöer Inseln stark zugenommen. Besonders bei den jüngeren Leuten, vornehmlich aus Fischerfamilien, war und ist das eigene Auto mehr als bloßes Fortbewegungsmittel. Es ist vielmehr ein Statussymbol und ein Symbol für Freiheit.
Die jungen Färinger hielten sich jedoch in den seltensten Fällen an die Geschwindigkeitsbegrenzungen und rasten über die wenigen Straßen des Landes, fuhren auf und ab um einen Adrenalinrausch zu erleben. Dementsprechend gab es auch viele Verkehrstote und die autofahrende Jungend geriet in Verrufenheit. Noch heute haben junge, autofahrende Männer auf den Färöern mit Vorurteilen zu kämpfen.
Ein anregendes Tutorial für Verkehrsanfänger auf den Färöern.
In kleineren Dörfern gab es kaum Unterhaltungs- und Freizeitmöglichkeiten, weswegen sich das Auto auch zu einem sozialen Raum an sich entwickelt hat. Das Auto wurde zur Disco, zum Café, zum Wohnzimmer in dem mit Freunden abgehangen werden konnte.
Die Zeiten haben sich geändert und das antiquierte Bild der färöischen Cowboys ist mit Hohn und Spott belastet. Das Phänomen besteht in kleinerem Rahmen fort, für die meisten jungen Färinger wird dies aber mit einem müden Grinsen bewertet.Das Auto als Fortbewegungsmittel bleibt selbstverständlich weiterhin wichtig, es ist jedoch kein sozialer Treffpunkt mehr.
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